Keine Wiederwahl von Früchtenicht

Was hat Tornesch mit dem Vulkan HungaTonga zu tun?

Keine Wiederwahl Ingo Früchtenichts als Ausschussvorsitzenden des Tornescher Umweltausschusses

Als (Noch-)Vorsitzender des Umweltausschusses der Stadt Tornesch trägt Ingo Früchtenicht in besonderem Maße Verantwortung für die Außenwirkung und für die Glaubhaftigkeit des Ausschusses. Seine Aufgaben sind es, Sitzungen zu leiten, die Meinungsbildung zu fördern und dabei weitestgehend politisch neutral zu agieren. Selbstverständlich steht es auch ihm in dieser Funktion zu, die Meinung seiner Fraktion zu äußern und ebenso seine private Meinung kundzutun. Jedoch muss er als Ausschussvorsitzender seine persönliche Meinung auch deutlich als solche deklarieren und nicht als Fakten darstellen.

In der Sitzung des Tornescher Umweltausschusses am 24.04.2024 bei dem TOP „Teilnahme an einer kreisweiten Klimaschutz-Koordination“ hat Ingo Früchtenicht in der Funktion als Ausschussvorsitzender Aussagen getätigt, die als persönliche Meinung zu tolerieren sind. Er hat sie aber nicht als eine solche gekennzeichnet, sondern als evidente Tatsache dargestellt.

So bestritt er jeglichen Handlungsbedarf, da es keinen menschengemachten Klimawandel gebe und wir als Menschen daher auch nichts erreichen könnten. Früchtenicht sprach in diesem Zusammenhang von einem mehrfach widerlegten Narrativ und führte den Vulkanausbruch des Hunga Tonga 2022 als alleinigen Verursacher der Erderwärmung an.

In einem Statement, das uns per Mail am 14. Mai 2024 von der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Marianne Prinz zugeleitet wurde, heißt es dazu erklärend: „Laut Wikipedia könnten die Folgen des Ausbruchs des Hunga-Tonga vorübergehend zu einer Erwärmung um mehr als 1,5 °C bis Anfang der 2030er Jahre führen.“

Ein Faktencheck

Faktisch ist auf Wikipedia allerdings zu lesen, Zitat: „Eine 2023 veröffentlichte Studie untersuchte den Einfluss der Eruption auf den Strahlungshaushalt der Erde über die nächsten Jahre. Sie kam zu dem Ergebnis, dass die durch die Eruption in die Stratosphäre eingebrachten 146 Megatonnen Wasser und 420 Kilotonnen Schwefeldioxid „vermutlich und für einen großen Vulkanausbruch untypisch“ zu einem vorübergehenden globalen Temperaturanstieg führen werde. Dadurch nehme die Wahrscheinlichkeit signifikant zu, dass bis Anfang der 2030er Jahre die globale Erwärmung auf vorübergehend mehr als 1,5 °C gegenüber dem Beginn der Industrialisierung steige – für die Zeit 2023–2028 schätzen sie, dass die Wahrscheinlichkeit um 7 % zunimmt. Langfristig bedeutsamer ist jedoch das Niveau des Klimaschutzes für die Wahrscheinlichkeit von Temperaturanomalien von 1,5 °C und mehr. Andere Arbeiten kamen hingegen zu dem Ergebnis, dass der abkühlende Effekt der Aerosole überwogen und, insbesondere im Sommer 2022, eine leichte Abkühlung verursacht hatte.“ (siehe 1. Quelle).

Tatsächlich handelt es sich also laut Wikipedia-Informationen um eine Studie, die von einer Erhöhung der Wahrscheinlichkeit von 7 % spricht, dass die globale Erwärmung im Zeitraum von 2023 bis 2028 vorrübergehend mehr als 1,5 Grad erreicht. Die aber ebenso erwähnt, dass langfristig das Niveau des Klimaschutzes bedeutsamer für die Wahrscheinlichkeit von Temperaturanomalien ist. Dem Klimaschutz gegen den sich unser derzeitiger Vorsitzender im Umweltausschuss verweigert. 

In der Printausgabe der Uetensener Nachrichten vom 28.05.2024 wird Herr Früchtenicht zitiert mit dem Satz „Es gibt genug Beispiele von Vulkanen, die klimaschädigende Gase in die Atmosphäre schleudern.“ Hierzu möchten wir anmerken, dass aktuelle Erkenntnisse darauf hinweisen, dass der Klimawandel das Risiko von explosiven Vulkanausbrüchen erhöhen und starke Eruptionen eine enorme Auswirkung auf das Klima haben könnten, aber in dem sie Erderwärmung abbremsen (siehe 2. Quelle).

Und was ist mit China?

Als weiteres Argument wird in der bereits oben erwähnten Stellungnahme von Früchtenicht aufgeführt: „Deutschland plant, von 2023 bis 2030 in nur 8 Jahren 0,3 Mrd. t CO2 einzusparen, während China diese Menge in weniger als 11 Tagen (Stand 2022) ausstößt. Angesichts dieser Zahlen stellt sich die Frage, ob die deutschen Bemühungen, einschließlich des Heizungsgesetzes und der Förderung der Elektromobilität, überhaupt einen messbaren Effekt haben und angemessen sind.“

Ja, im Vergleich zu China wirkt der CO2-Ausstoß gering. China verursacht etwa 30% der weltweiten C02-Emmissionen, Deutschland dazu im Vergleich nur 2% (siehe 3. Quelle). Aber im Umkehrschluss bedeutet dies auch, dass wenn China schon morgen klimaneutral wäre, der Rest der Welt weiterhin 70% der derzeitigen Treibhausgasemissionen ausstößt und die Erwärmung der Erde weiterhin voranschreitet. Auch befinden sich die Pro-Kopf-Emissionen in China (beispielsweise im Jahr 2022) auf demselben Niveau wie die Pro-Kopf-Emissionen in Deutschland (siehe 4. Quelle). Nicht zu vergessen, dass wir in Deutschland einen großen Anteil unserer Emissionen outgesourct haben, denn vieles, was wir in Deutschland kaufen und verbrauchen, wird dort hergestellt (siehe 3. Quelle).

Unser Fazit

Tornesch braucht eine Stadtplanung, die dem immer präsenter werdenden Klimawandel in Form von Trockenheit, Hitze und Starkregen gerecht wird und die Verantwortung der Menschen anerkennt. Dies ist aus unserer Sicht mit einem Ausschussvorsitzenden, der den menschengemachten Klimawandel leugnet und sich deshalb klimanpassender Maßnahmen verweigert, nicht möglich. Deshalb sind wir sehr erleichtert, dass aufgrund der derzeitigen politischen Entwicklungen alle Ausschüsse in der kommenden Ratsversammlung neu besetzt und alle Vorsitzende neu gewählt werden müssen. Andernfalls hätten wir einen Antrag auf Abwahl Ingo Früchtenichts als Ausschussvorsitzenden des Tornescher Umweltausschusses gestellt. Unsere Stimmen wird er nicht bekommen.

Quellen:

  1. https://de.wikipedia.org/wiki/Vulkanausbruch_des_Hunga_Tonga_2022 (Abruf am 27. Mai 2024)
  2. https://www.rnd.de/wissen/vulkanausbrueche-und-klimawandel-wie-haengt-das-zusammen-QI5J2QV2DBFNFJFB4CO6SXOJJM.html
  3. https://www.zdf.de/nachrichten/wissen/klimaschutz-china-deutschland-terrax-volker-quaschning-kolumne-100.html
  4. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1273207/umfrage/pro-kopf-co2-emissionen-in-deutschland-den-usa-und-china/

Autorin: Katharina Kegel