Das Fahrradschutzstreifen-Drama in Tornesch

Eine neue Mode scheint in Tornesch um sich zu greifen: Sobald eine politische Veränderung am Horizont erscheint, bildet sich flugs eine  Initiative, werden eifrig Protest-Unterschriften gesammelt. Dagegen spricht aus Sicht der Grünen prinzipiell nichts, treten wir doch stets für Bürgernähe und Partizipation ein.
Bei dem geplanten Fahrradschutzstreifen entlang der L 107 handelt es sich allerdings um eine angekündigte Maßnahme des Kreises, wobei bedauerlicherweise umgehend und zu Unrecht „Schuldige“ aus der Kommunalpolitik ausfindig gemacht werden.
Um es ganz klarzustellen: Die Grüne Fraktion hat vor etwa einem Jahr eine Fahrrad-Demo organisiert, um gegen den unhaltbaren Zustand des Radwegs entlang der L 107 Richtung Prisdorf zu protestieren. Dabei wurde ausschließlich die Instandsetzung dieses Abschnittes angestrebt.
Der LBV (Landesbetrieb Verkehr) sowie der Kreis stellten bei ihrer Begutachtung die unzumutbare Benutzbarkeit fest. Man entschied sich dafür, da der Radweg laut Aussage des LBV nur im Zusammenhang mit der Straße in fernerer Zukunft saniert werden könne, zum Schutz der
Radfahrer*innen einen Streifen auf der Straße per Markierung abzuteilen. Dieser Fahrradschutzstreifen soll beim Pinnauring beginnen, die Einmündung von Hinter de Hörn auslassen und bis zum Hasweg bzw. Kreyhorn fortgeführt werden, was ursprünglich einmal auf eine Initiative der Politik zurückgegangen war. Aber zum jetzigen Zeitpunkt gilt unser Bestreben einer Verbesserung der Situation des mehrfach dokumentierten desolaten Abschnitts. Ergänzt werden muss noch, dass lediglich die Benutzungspflicht des Gehwegs aufgehoben wurde, dieser aber weiterhin noch mit dem Rad befahren werden darf, z.B.von Kindern unter 11 Jahren. Wir Grüne priorisieren unbedingt die Sanierung des Radwegs!
Aber solange dies seitens des LBV verweigert wird, dringen wir auf die Einrichtung eines Schutzstreifens, um Gefahren durch überholende Autos bzw. LKW auf der Straße von den Radfahrer*innen abzuwenden.
Was die Protestnote einiger gewerblicher Anlieger betrifft, so gilt zu anzumerken, dass niemand ein verbrieftes Recht zur Nutzung von Straßenrändern als Parkplatz hat. Bezüglich der Parksituation vor der Bäckerei Pein ist ohnehin die Einhaltung eines Abstands von 5m vor der Einmündung zu beachten; außerdem ist eine Verschwenkung des Radwegs auf den Bürgersteig in angemessenem Abstand vorgesehen.
Auch wir nehmen die Sorgen der Anlieger, der Gewerbetreibenden ernst, können aber die Aufgeregtheit in dieser Sache nur schwer nachvollziehen. Geschäftsleute aus ganz Tornesch solidarisieren sich mit dem Aufruf, die Unterschrift gegen diese Maßnahme zu leisten. Ist das wirklich angemessen?
Sind Betriebe tatsächlich in ihrer Existenz bedroht, wenn der Straßenrand, der eigentlich der Öffentlichkeit gehört, nicht mehr – oder besser nicht mehr uneingeschränkt – als private Parkzone genutzt werden kann?
Wie viel ist uns die Sicherheit der Jugendlichen auf ihrem Schulweg und aller anderen Radfahrer*innen wert?
Wann endlich kommt die Mobilitätswende in Tornesch an, die die Gleichberechtigung aller Verkehrsteilnehmer zum Ziel hat?
Wir Grüne unterstützen mit großer Überzeugung alle Maßnahmen, die der Sicherheit der Radfahrer*innen dienen, und hoffen, dass die  Verbesserung der gesamten Situation zu einer Zunahme des Fahrradverkehrs führt.

Autorin: Dagmar Sydow-Graen (Vorsitzende des Umweltausschusses)