Resolution des Ortsverbandes Tornesch Bündnis 90/ Die Grünen

K22 – Keine zeitgemäße Lösung

Der Ausbau der K22 von Uetersen durch Tornesch ist eine unnötige, 40 Jahre nach Planungsbeginn nicht zeitgemäße Millionenausgabe. Diese Millionen würden besser in die unter anderem aus Klimaschutzgründen notwendige Mobilitätswende im Raum Tornesch-Uetersen investiert. Ziel muss es sein, den individuellen Autoverkehr zu reduzieren und Fußgänger*innen, Radfahrer*innen und Autofahrer*innen zu gleichen Teilen an der Verkehrsfläche zu beteiligen.

Warum ist der Ausbau unnötig?

Laut dem aktuellen Verkehrsgutachten zum Ausbau der K22 würde der innerstädtische Verkehr in Tornesch um 13,5% reduziert, d.h. von 100 Autos, die vor dem Ausbau durch Tornesch gefahren sind, werden nach dem Ausbau immer noch 87 Autos durch Tornesch fahren.
Beachtet man, dass Uetersen am Tornescher Weg neue große Wohngebiete entstehen lässt, deren Bewohner*innen auf dem Weg zur Autobahn mit Sicherheit nicht zurück in den Osten Uetersens fahren werden, um dann die neue K22 zu nutzen, sondern, da sie schon fast in Tornesch sind, über die Wittstocker Straße durch das Tornescher Zentrum fahren werden, ist die berechnete Entlastung schon aufgebraucht.

Warum ist der Ausbau nicht zeitgemäß?

Die über 40 Jahre alte Planung kann die heutigen Gegebenheiten gar nicht berücksichtigt haben – als Beispiele seien nur die inzwischen fertiggestellte Westumgehung in Pinneberg, aber auch die dramatische Überlastung des Kreisels in Tornesch an der L110 genannt.

Bei Planungsbeginn vor 40 Jahren lebten noch viele Uetersener*innen im Osten der Stadt, dem Startpunkt der Ausbaustrecke. Das hat sich gravierend geändert, die großen Uetersener Wohngebiete liegen heute im Bereich der Reuterstraße und mit einer steigenden Zahl von Neubauten entlang des Tornescher Weges. Aus beiden Wohngebieten ist es unwahrscheinlich, dass Bewohner*innen mit ihren Autos durch die halbe Stadt fahren, um die neue K22 zu nutzen. Bewohner*innen entlang der Reuterstraße nutzen den Weg über Heidgraben, Bewohner*innen entlang des Tornescher Weges den jetzigen Weg durch das Tornescher Zentrum.

Wer nutzt die ausgebaute K22?

Das Verkehrsgutachten sagt, ein kleiner Teil (13,5%) der Uetersener*innen, die bisher durch das Tornescher Zentrum gefahren sind. Da eine neue Straße aber auch immer neuen Autoverkehr erzeugt, wahrscheinlich Autos aus Moorrege und Heist, die jetzt schon eine gute Alternative durch Pinneberger Westumgehung hätten, um die A23 zu erreichen.

Wie kann auf das Verkehrsproblem zeitgemäß geantwortet werden?

Bündnis 90 / Die Grünen in Tornesch sprechen sich unter Bedingung der Durchbindung nach Hamburg für eine Reaktivierung der Bahnstrecke nach Uetersen aus. Die Reaktivierung ist bereits im Koalitionsvertrag 2022-2027 zwischen der CDU und Bündnis 90 / Die Grünen vereinbart (Koalitionsvertrag: Ideen verbinden. Chancen nutzen. Schleswig-Holstein gestalten.) Ein Konzept der Durchbindung nach Hamburg ist im Landesnahverkehrsplan beschrieben (Fünfter Landesweiter Nahverkehrsplan.)
Die Verkehre von Uetersen nach Tornesch werden in den kommenden Jahren weiter zunehmen.
Uetersen plant für die kommenden Jahre ein weiteres Wachstum um mindestens 600 Einwohner*innen. Der aktuellen Entwicklung folgend wird ein guter Teil der neuen Einwohner*innen absehbar nach Hamburg pendeln. Es gilt, diesen neuen Einwohner*innen einen guten öffentlichen Nahverkehr anzubieten.

Wir fordern, zeitnah mit dem Land und Streckenbetreibern in die Diskussion um Möglichkeiten der Ausgestaltung der Reaktivierung einzusteigen. Zum Beispiel können wir uns das Karlsruher Modell der Regionalstadtbahn ( Karlsruher Modell / Tramtrain (Deutsche Version) (karlsruher-modell.de) ) vorstellen.

Dennoch wissen wir, dass die Reaktivierung der Bahnstrecke nicht innerhalb von wenigen Jahren möglich sein wird. Wir müssen also auch kurzfristig ein leistungsfähiges Angebot machen. Eine temporäre Führung der Linie X66 auf der Bahntrasse, wie bereits 2019 vorgestellt, wäre dafür erneut zu prüfen.

Kurzfristig sprechen wir uns für eine weitere Verbesserung des Taktes von bestehenden Busverbindungen zwischen Uetersen und Tornesch aus.

Genauso wichtig ist der Ausbau der Fahrrad-Infrastruktur. Es wurde ein sehr durchdachtes Radverkehrskonzept für Tornesch erstellt, das, wenn es tatsächlich umgesetzt wird, es möglich machen sollte, für viele Fahrten in und um Tornesch besser das Fahrrad als das Auto zu nutzen. Die Veloroute Uetersen-Tornesch und der geplante Fahrradschnellweg Elmshorn – Hamburg werden diese Möglichkeiten erweitern.

Man stelle sich vor, welche finanziellen Spielräume sich für die o.g. Maßnahmen eröffnen würden, wenn man die für die Enteignung, den Grundstückserwerb, die Neuplanung und besonders den Bau der K22 notwendigen Ressourcen hier investieren würde!

Und: Mit diesen Maßnahmen würden wir nicht nur die Verkehrsprobleme überwinden, sondern auch sehr wesentlich zum Erreichen der Klimaziele beitragen.

Wir fordern die beteiligten Verwaltungen und Politiker*innen aus Land, Kreis und Kommunen auf, nicht länger an überkommenen Planungen festzuhalten, sondern jetzt die Chance zu einem modernen Verkehrskonzept für den Kreis und Tornesch zu ergreifen, das auch dem sich beschleunigenden Klimawandel Rechnung trägt.