K22 – oder der Streit um Kaisers Bart

Während die CDU schon den ersten Spatenstich für die umstrittene Kreisstraße 22 in naher Zukunft erwartet (s.Holsteiner Allgemeine vom 1.3.23), sind anlässlich der Ablehnung durch das OVG (Oberverwaltungsgericht) Schleswig vom 23.2.23 heftige Debatten um Sinn und Unsinn der dort verhandelten Planung entbrannt.

Aber wozu?

Laut dieser Gerichtsentscheidung wurde der Klage der K22-Gegner stattgegeben, eine Revision ausgeschlossen, aber die Möglichkeit von Nachbesserungen, der sog. „Heilung“, zugelassen.
Wozu also jetzt streiten? Die endgültige Entscheidung des Gerichts bleibt abzuwarten, und
weder Befürwortern noch Gegnern steht zurzeit irgendeine Einflussmöglichkeit offen.
Sollte die über 40 Jahre alte Planung, die heutige Gegebenheiten gar nicht
berücksichtigt haben kann – als Beispiele seien nur die inzwischen fertiggestellte
Westumgehung, aber auch die dramatische Überlastung des Kreisels an der L110 genannt – tatsächlich genehmigt werden, so werden noch viele Jahre ins Land gehen, alleine, bis die Enteignung der Kläger und die planerische Umsetzung der Nachbesserungen den Weg für den Bau freimachen.

Was also tun, wenn man nicht weiterhin kostbare Lebenszeit im Stau verbringen will?
Für uns Grüne gibt es eigentlich nur eine sinnvolle Lösung, nämlich die Einschränkung des Individualverkehrs: Nicht für bessseren Verkehrsfluss zu sorgen, sondern„einfach“ die enorme Menge an Kfz. verringern!

Wie könnte das gelingen?

Unbedingt müsste der ÖPNV ausgeweitet werden: Eine 1-stündige Bus-Taktung verlockt niemanden zum Stehenlassen des Autos. Dringend brauchen wir ein 10-minütiges Angebot und eine bessere Anbindung der Außenbereiche. Und wenn die Linie X66 tatsächlich als „Expressbus“ am Kfz.-Stau in der Wittstocker Straße vorbeiziehen könnte, indem z.B. die abgedeckten Schienen zwischen Uetersen und Tornesch genutzt werden, würde sie ein attraktiveres Angebot für Pendler darstellen.
Als genauso wichtig ist der Ausbau der Fahrrad-Infrastruktur zu erachten. Es wurde ein sehr durchdachtes Radverkehrskonzept für Tornesch erstellt, das, sollte es tatsächlich umgesetzt werden, eine Überlegenheit des Fahrrads gegenüber dem Auto zur Folge haben wird.

Man stelle sich vor, welche finanziellen Spielräume sich für die o.g. Maßnahmen eröffnen
würden, wenn man die für die Enteignung, den Grundstückserwerb, die Neuplanung und besonders den Bau der K22 notwendigen Ressourcen hier investieren würde!

Und: Mit diesen Maßnahmen würden wir nicht nur die Verkehrsprobleme überwinden, sondern auch sehr wesentlich zum Erreichen der Klimaziele beitragen.

Dagmar Sydow-Graen – Vorsitzende des Umweltausschusses Tornesch